Sonntag, 9. Dezember 2012

12:12 - Ohne Stimme keine Stimmung

Auch an diesem Spieltag war es für die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden mucksmäuschenstill in Deutschlands Fußball-Stadien, mal abgesehen von pubertierenden Teenagern und betrunkenen Junggesellenabschieden, die ihre unangebrachten Sprechchöre zum besten geben mussten. So zumindest geschehen im Freiburger Mage Solar Stadion beim gestrigen Spiel gegen Greuther Fürth.

Gute Laune bei Freiburg gg. Fürth
Der Grund für das Schweigen zum Spielbeginn sollte mittlerweile allgemein bekannt sein. Falls nicht, dann hier eine kurze Erklärung zur Aktion „12:12 – ohne Stimme, keine Stimmung“: Die Politik möchte mehr Sicherheit in Deutschlands Fußballstadien haben und mischt sich seit einiger Zeit vermehrt in die Fankultur der Bundesliga ein, um eben diese zu gewährleisten. Auf die Forderungen der (leider oftmals) fußballfremden Politiker haben die DFL und der DFB reagiert und gegen Ende September das Positionspapier „Sicheres Stadionerlebnis“ erstellt, welches Maßnahmen beinhaltet, die für den gewöhnlichen Fan nicht tragbar sind. 

Grundsätzlich ist nicht alles schlecht, was im Positionspapier des DFL und DFB enthalten ist. Das große Problem liegt allerdings darin, dass weder die Fanszene noch die Fan- und Sicherheitsbeauftragten in den Prozess der Erstellung mit einbezogen wurden. Zu Recht war dies den Fans ein Dorn im Auge, weshalb Proteste dazu aufriefen, die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden im Stadion zu schweigen. Auch Banner mit dem Titel „Fick dich DFL!“, wie gestern beim Spiel des SC Freiburg gegen Fürth, waren keine Seltenheit. 

Immerhin hat der DFL eingelenkt und im Nachhinein den Dialog mit den Vereinen und deren Fans gesucht, um gemeinsam an einem neuen Konzept zu arbeiten bzw. neue Vorschläge einfließen zu lassen. Über das endgültige Diskussionspapier soll dann schließlich am 12. Dezember entschieden werden. Was es dann tatsächlich beinhalten wird ist unklar, aber die Schlipsträger, die hinter dem Papier stecken, meinen es mit ihren realitätsfernen Forderungen durchaus ernst.

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So ist es das primäre politische Ziel, die Gewalt rund um den Fußball einzudämmen, wogegen nichts spricht. Doch Maßnahmen wie schärfere Einlasskontrollen bis hin zur Leibesvisitation, Spiele unter Ausschluss der Gäste-Fans, die Abschaffung von Stehtribünen, Kollektivstrafen für Fanclubs, Geisterspiele und das Verbot von Pyrotechnik gehen meiner Meinung nach definitiv zu weit. Sollten all diese Dinge früher oder später in die Tat umgesetzt werden, so würde in den Stadien demnächst eine Stimmung herrschen, als säße man im Deutschen Bundestag – einfach ziemlich öde!

Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass ich auch weiterhin in einem Fanblock stehen kann und von der Stimmung der Heim- als auch der Gästefans mitreißende Fußballspiele anschauen kann. Die DFL und der DFB sollten zudem nicht nur enger mit den Vereinen zusammen arbeiten, sondern auch die Meinung der Fans berücksichtigen, was zugleich auch auf einzelne Vereine zutrifft. Kein Fan möchte unsichere Stadien haben, aber eine Stimme, mit der er oder sie zumindest einen Teil zu eben diesem Ziel beitragen kann. Unüberlegte Maßnahmen und Sanktionen der DFL und des DFB werden die Aggressionen andernfalls nur noch steigern.

Mehr Infos zum Projekt gibt es auch unter www.12doppelpunkt12.de

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